Glück - Ein unerreichbares Ideal?

Was ist Glück und wie können wir es erreichen? Oder kann es einfach so gefunden werden? Das könnte man denken, da so viele Menschen auf der Suche danach sind – und wenn sie meinen, es endlich eingefangen zu haben, wollen sie es auch noch für immer festhalten. Andere sind dem Glück auf der Spur und werden ihm dennoch ewig hinterher jagen; nur um am Ende festzustellen, dass sie auf der falschen Fährte waren oder am falschen Ort gesucht haben. Allein diese Erkenntnis war doch all die Irrwege wert – oder etwa nicht?

Glück und Unglück - Ein schmaler Grat

Wie alle, die sich den Luxus leisten können, das Glück zu suchen, war auch ich lange Zeit diesem hinterher. Ich wollte sogar nur das kleine Glück finden – das hätte mir schon gereicht. Dabei war ich gar nicht unglücklich. Es wäre äußerst undankbar zu behaupten, dass ich unglücklich gewesen war.

Ich bin davon überzeugt, dass die meisten Menschen, die auf der Suche nach diesem „Idealzustand“ sind, nicht wirklich unglücklich sind. Wer es tatsächlich ist, strebt nicht direkt das große Phänomen „Glück“ an, sondern wünscht sich erst einmal einen gewissen Normalzustand – in welchem sich vermutlich die Mehrheit von uns die meiste Zeit befindet; wenn wir ehrlich sind.

Kann man sich nicht schon richtig glücklich schätzen, wenn man nicht unglücklich ist? Dennoch klafft zwischen den Gefühlen „nicht unglücklich zu sein“ und „glücklich zu sein“ eine große Lücke. Wie ist das möglich? 

Wir alle, die Zeit, Ruhe, den Frieden und die Muße haben, jetzt diesen Artikel zu lesen, leben doch in einer relativ sicheren Umgebung – Stand jetzt zumindest. Wir haben es warm, ein Dach über den Kopf, unsere tägliche Nahrung, den einen oder anderen lieben Menschen um uns herum, sind vermutlich weitestgehend gesund und unendlich vieles mehr. Reicht das denn noch nicht aus zum Glücklichsein?

Was bedeutet Glück?

Oder ist Glück einfach Definitionssache? Verwechseln wir dieses Streben nach Glück vielleicht mit einem tief sitzenden Gefühl des Mangels, dem nagenden Gefühl, dass etwas in unserem Leben fehlt – etwas Entscheidendes, jedoch Undefinierbares? Sind wir möglicherweise einfach nur unzufrieden oder gar undankbar? Ist die Wurzel dieses unterschwelligen Gefühls und das Streben nach Glück der verzweifelte Versuch, diese schmerzende und omnipräsente Leere zu füllen? Aber womit denn nur?

Vielleicht müssen wir dem, was wir so verzweifelt suchen oder vermissen, einen Namen geben, es irgendwie definieren; dies vermittelt uns das Gefühl, nicht vollkommen hilflos zu sein und die Kontrolle zu behalten. Da bietet sich doch das allseits angestrebte Glück an, und wir müssen uns nicht weiter fragen, was sonst in unserem Leben fehlen oder nicht stimmen könnte. Wir begreifen jedoch nicht, dass wir eigentlich einem Phantom hinterher jagen – dem angeblich höchsten Lebensziel der Menschen.

Nimm dein Glück selbst in die Hand

Es gibt massenweise Bücher und Ratgeber zu dieser Thematik, welche das Streben nach Glück noch mehr anfeuern. Nicht zu vergessen, die, täglich neu aus dem Boden sprießenden, selbsternannten Coaches, Mentaltrainer, spirituellen Begleiter und Lebensberater, die alle über ein oder das „Glücksrezept“ verfügen wollen – im Austausch für eine andere Sache, die angeblich auch glücklich machen soll, versteht sich...

Ich habe selbst unzählige solcher Bücher gelesen und einige von ihnen bieten tatsächlich hilfreiche und sinnvolle Ansätze und Anregungen oder eröffnen neue Perspektiven und Sichtweisen auf gewisse Dinge. In manchen davon habe ich mich wiedergefunden und einige haben meinen Horizont erweitert oder Hintergründe eröffnet, die ich sonst nicht hätte. Allerdings hatte ich danach immer das Gefühl, noch mehr Fragen als Antworten zu haben. Das ist einerseits gut; denn, wenn sich Fragen auftun, wird man dazu angeregt selbst weiter zu forschen, in neue Richtungen, um individuellere Ansätze und Lösungen zu finden, als die allgemein verbreiteten Ratschläge. Aber die fehlenden Antworten stehen immer noch im Raum.

Ein möglicher Ansatz

Meine Erkenntnis aus alldem ist, dass es so etwas wie eine „Glücksformel“ nicht gibt. Ja, ich weiß – sehr clever! Es ist natürlich klar, dass es keinen schnellen Weg zum Glück gibt und schon gar keinen einfachen. Dennoch glaubt man, dass es so etwas wie einen Wegweiser geben müsste, eine Art Patentrezept, das einem vorgibt was zu tun ist – zumindest hofft man das. Aber es existiert nun mal keine allgemein gültige Anleitung. Punkt! Wir müssen alle unseren eigenen Weg in Richtung unseres ganz persönlichen Glückes gehen, indem wir versuchen herauszufinden, was Glück für uns tatsächlich bedeutet

Habe ich das Glück gefunden? Ja – immer wieder. Jeden Tag finde ich es ein paar Mal und jeden Tag kommt es mir etliche Male wieder abhanden. Aber ich weiß, dass es gleich um die nächste Ecke wieder auf mich wartet, wenn ich bereit bin, es zu erkennen und mich darauf einzulassen, genau an dem Punkt wo ich bin – was ich wahrlich nicht immer schaffe und mir oft nicht leicht fällt; aber ich will es immer wieder versuchen.

Glück ist die Summe der Momente, in denen man feststellt, dass man das Glück nicht braucht, um Frieden zu empfinden – mit sich und mit der Welt – und um sich des Lebens zu erfreuen; und wenn man es schafft, diesen Zustand des inneren Friedens und der Zufriedenheit zu erreichen, fühlt man sich dem Glück vielleicht wieder ein Stück näher.

Außerdem sind wir nicht hier auf dieser Welt, um glücklich zu sein; zumindest ist dies nicht unser Plan oder höchstes Lebensziel. Wenn wir es dennoch schaffen, hin und wieder so etwas wie Glück zu empfinden, dann ist dies die Kirsche auf der Sahnetorte, die sich unser Leben nennt.

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